Automation ohne Haltung? Nennen wir es beim Namen: Spam mit Timing.
Einleitung:
CEO Schmidt öffnet seinen Laptop. Im Posteingang: fünf Mails von einer SaaS-Plattform, bei der er sich gestern registriert hat. Alle klingen identisch, alle sind voller Floskeln, alle landen im Müll. Will Ihr Marketing wirklich so sein?
Die erste Mail sagt: „Willkommen an Bord!“ — als wäre er bei einer Kreuzfahrt eingestiegen. Die zweite fragt, ob er „schon Zeit für eine Demo“ habe. Die dritte bedankt sich für sein Interesse, obwohl er keines hat. Nach der fünften klickt er auf „Abmelden“. Kein Ärger, kein Drama. Nur Gleichgültigkeit. Und die ist tödlicher als Wut.
Das ist die Realität vieler B2B-Automationen: perfekt getaktet, aber seelenlos. Systeme, die wissen, wann jemand klickt, aber keine Ahnung haben, warum. So entsteht kein Vertrauen, sondern Spam mit Timing.
Was fehlt, ist Haltung. Die Fähigkeit, im Ton, im Timing und in der Sprache zu zeigen: Hier schreibt kein Autoresponder. Hier schreibt jemand, der weiß, wie Menschen denken — nicht wie Funnels funktionieren.

- Einleitung
- Das Übel der Standard-Automation
- Wenn Timing zur Waffe wird
- Haltung ist kein Zufall. Sie ist ein System.
- Regel 1: Schreiben Sie für einen Menschen, nicht für eine Zielgruppe
- Regel 2 & 3: Kontext ist König, Kontrolle ist ehrlich
- Fazit: Entweder Sie polarisieren oder Sie werden ignoriert
Das Übel der Standard-Automation
Wir reden hier über b2b marketing automation, aber meist meinen wir: automatisierte Langeweile. Ein Baukastensystem, vorgefüllt mit Textbausteinen, die von niemandem gelesen wurden, der je einen Kunden getroffen hat. „Willkommen an Bord!“, „Haben Sie schon Zeit für eine Demo?“, „Letzter Call!“. Das ist keine Strategie, das ist ein Geständnis. Ein Geständnis der Faulheit.
Der größte automation fehler ist nicht technisch, er ist menschlich. Es ist der Glaube, eine perfekte Abfolge von E-Mails könne mangelnde Relevanz ausgleichen. Das Ergebnis ist eine lead nurturing-Maschine, die Leads nicht nährt, sondern erstickt. Sie produzieren Content in Massen, der so individuell ist wie ein Gittermast auf der Autobahn. Wer seine lead nurturing-Strecken aus einem Baukasten zusammenklickt, sollte im Marketing nicht entscheiden, sondern bestenfalls Kaffee kochen.
Diese Automationen sind zynisch. Sie tun so, als würden sie eine persönliche Beziehung aufbauen, aber sie sind nur ein Skript. Der Empfänger spürt das sofort. Er ist Entscheider, Head of Marketing, Agentur-Chef. Er hat diese Spielchen tausendfach gesehen. Er wird nicht nur Ihre Mails ignorieren, er wird Ihre Marke als generisch und austauschbar abstempeln.
Wenn Timing zur Waffe wird
Ihr System ist clever. Es weiß, dass ein Lead ein Whitepaper heruntergeladen hat. Es löst einen Trigger aus. Perfektes Timing, oder? 24 Stunden später ploppt die nächste Mail auf. „Hallo [Name], haben Sie das Whitepaper schon gelesen? Hier sind drei weitere Ressourcen.“ Das Timing ist makellos, die Sprache ist eine Katastrophe.
Die b2b kommunikation bricht an genau diesem Punkt zusammen. Das System kennt das Was, aber nicht das Warum. Warum hat dieser Mensch das Dokument geladen? Welche konkrete Frage treibt ihn um? Ihre Automation antwortet nicht auf diese Fragen. Sie wirft einfach mehr des gleichen in den Briefkasten. Das ist keine Konversation, das ist Belästigung mit Algorithmus.
Beispiel: Die schlechte Mail
„Sehr geehrter Herr Mustermann, vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Whitepaper. Wir hoffen, es gefällt Ihnen. Haben Sie bereits Zeit für eine kurze 15-Minuten-Demo, um unsere Lösung in Aktion zu sehen? Mit freundlichen Grüßen, Ihr Vertriebsteam.“
Diese Mail ist respektlos. Sie ignoriert den Kontext, den Intellekt und die Zeit des Empfängers. Sie ist egoistisch und will nur eines: verkaufen. Jeder Entscheider löscht sie und die dazugehörige Firma aus seinem mentalen Adressbuch.
Haltung ist kein Zufall. Sie ist ein System.
Haltung in Automation bedeutet, eine klare Meinung zu haben und die zu vertreten. Es bedeutet, zu selektieren und bewusst in Kauf zu nehmen, dass man nicht jeden mag. Das ist der Kern starker Marken. Und das kann man nicht in die Automationsstrecke hineinprügeln, man muss das System darum herum so bauen, dass Haltung der einzige Weg ist, zum Ziel zu kommen.
Es geht nicht darum, „nette“ automation texte zu schreiben. Es geht darum, eine b2b kommunikation zu führen, die so relevant ist, dass der Empfänger sich ausgeschlossen fühlt, wenn er nicht reagiert. Das erfordert Disziplin und die Bereitschaft, 90 % der potenziellen Leads bewusst zu verprellen, um die 10 % zu gewinnen, die wirklich zählen.
Regel 1: Schreiben Sie für einen Menschen, nicht für eine Zielgruppe
Vergessen Sie Ihre Buyer-Personas. Sie sind Klischees. Schreiben Sie Ihre automation texte für eine einzige, reale Person. Nennen wir sie Claudia Meier, 48, Head of Production bei einem mittelständischen Maschinenbauer. Ihr größtes Problem: Lieferengpässe bei Komponenten. Was würden Sie Claudia persönlich schreiben, nachdem sie sich Ihr Whitepaper zur „Resilienz in Lieferketten“ heruntergeladen hat? Wahrscheinlich nicht „Haben Sie Zeit für eine Demo?“. Sondern vielleicht: „Hallo Claudia, ich sehe, das Thema Lieferkettenresilienz beschäftigt Sie. Ein Punkt, der vielen nach der Lektüre noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die Versicherung von Ersatzteillagern. Ein Gedanke dazu, ganz ohne Sales-Gerede.“ Das ist Haltung. Das ist Relevanz.
Regel 2 & 3: Kontext ist König, Kontrolle ist ehrlich
Nicht jeder Trigger muss sofort eine Reaktion auslösen. Bauen Sie bewusst Pausen ein, die nicht auf Timing, sondern auf Kontext setzen. Wenn Claudia das Whitepaper lädt, warten Sie nicht 24 Stunden. Warten Sie 48 oder 72. Und dann nicht mit einer Frage, sondern mit einem Mehrwert. Ein Blogbeitrag, der ein spezifisches, tieferliegendes Problem anspricht. Zeigen Sie, dass Sie ihren gedanklichen Weg nachvollziehen können, nicht nur ihren Klickverlauf.
Zudem: Jede gute Automationsstrecke braucht einen prominenten, einfachen Exit. Nicht nur der „Abmelden“-Link. Sondern ein klares Signal: „Passt gerade nicht? Kein Problem. Klicken Sie hier, und ich melde mich in diesem Thema nicht mehr.“ Das ist der ultimative Test für Ihre Haltung. Haben Sie so viel Vertrauen in Ihren Content, dass Sie den Empfänger so einfach ziehen lassen? Ja? Super. Nein? Dann ist Ihr Content wahrscheinlich doch nur lau.
Beispiel: Die konstruktive Mail
„Hallo Claudia, ich hoffe, die Lektüre zur Lieferkettenresilienz hat ein paar neue Gedanken angestoßen. Ein häufiger Nächster-Schritt, den wir bei Produktionsleitern sehen, ist die Bewertung kritischer Ersatzteile. Falls nicht relevant: einfach hier klicken und Sie von mir in diesem Thema nichts mehr hören. Ansonsten finden Sie hier eine kurze Checkliste dazu.“
Diese Mail respektiert Claudias Zeit und Intelligenz. Sie bietet Mehrwert, ohne sofort zu fordern. Sie gibt ihr die Kontrolle zurück. Das ist der Beginn einer Beziehung.
Fazit: Entweder Sie polarisieren oder Sie werden ignoriert
Ihre b2b marketing automation kann ein scharfes Werkzeug sein, das qualifizierte Leads filtert und vorbereitet. Oder sie kann eine Lärmmaschine sein, die Ihre Marke in den Abgrund der Belanglosigkeit schickt. Dazwischen liegt nichts. Wenn Ihre Automation nicht bewusst Leute vor den Kopf stößt, die Sie nicht als Kunden wollen, ist sie wahrscheinlich nur noch Lärm im Posteingang. Und Lärm wird ignoriert – oder als Spam gemeldet.
FAQs
Frage: Welche Trigger sind sinnvoll, um Haltung zu zeigen?
Antwort: Vergessen Sie „Seitenbesuch“. Nutzen Sie spezifische Aktionen: „Ladete Whitepaper X herunter“, „besuchte Preisseite 3x“, „sah sich Fallstudie Y an“. Kontext ist alles.
Frage: Wie lange muss eine „Relevanz-Pause“ sein?
Antwort: Keine feste Regel. Mindestens 24-48 Stunden. Es geht um den mentalen Abstand, nicht die Zeit. Der Empfänger soll merken, dass dies kein Skript ist.
Frage: Reicht eine Buyer-Persona aus, um gute Automationen zu bauen?
Antwort: Nein. Eine Persona ist ein Klischee. Sie brauchen Mini-Szenarien für konkrete Schmerzpunkte, auf die Ihre Automation mit echtem Mehrwert reagiert.
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Jens Röge
Texter, Klartext-Lieferant & Gründer von Plain Rebels.
Seit über 10 Jahren im Spiel – spezialisiert auf B2B, Markenkommunikation, Social Media und den ganzen Tech-Kram, den andere nicht verständlich kriegen.
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