Weg mit den Kuschelprozessen – wir brauchen wieder klare Entscheidungen

Es reicht! Wer heute in Organisationen schaut, findet vor allem eines: endlose Meetings, zahllose Abstimmungen, verwässerte Positionen. Jeder will gehört werden, niemand will anecken. Man beschwört Vielfalt und Offenheit – aber entscheidet am Ende nichts.

Die „Kuschelprozesse“ sind zum Standard geworden: Bloß nicht polarisieren, und keine Verantwortung übernehmen.

Das Ergebnis? Projekte schleppen sich durch, Innovationen versanden, und die wirklich Engagierten brennen aus. Die neue Komfortzone heißt Konsens – und das ist brandgefährlich.

Wer alles abwägt, entscheidet am Ende gar nichts. Und das ist schlimmer als jede Fehlentscheidung.

Ein lächelnder Mann im Anzug hält einen Teddybären in die Kamera
Wenn Führung zur Feelgood-Nummer wird – aber niemand Entscheidungen trifft.

Reaktion: Wenn niemand mehr führen will

Die Unternehmen haben sich in Harmonie gesoffen. Führungskräfte agieren als Moderatoren, nicht als Entscheider. Wer „zu hart“ entscheidet, gilt als Relikt. Wer dagegen endlos moderiert, wird gefeiert. Entscheidungen? Werden im Kollektiv diskutiert, bis niemand mehr weiß, was überhaupt zur Debatte stand.

Das Resultat: Unverbindlichkeit, Rückzug ins Mittelmaß, kollektive Frustration. Jeder kennt das Gefühl, nach dem fünften Workshop keinen Schritt weiter zu sein. Aber Hauptsache, alle haben ihre Meinung gesagt.

Klingt überzogen? Nein, das ist Alltag in deutschen Unternehmen, Agenturen, Startups.

Alt vs. Neu: Führung damals und heute

Wie sind wir eigentlich hier gelandet? Ein Blick zurück entlarvt die Entwicklung:

Früher: Führung war Befehl und Gehorsam. Entscheidungen wurden von oben getroffen – schnell, manchmal brutal, aber eindeutig.
Heute: Führung ist Moderation. Entscheidungen werden vertagt, verteilt, verdünnt. Alle dürfen mitreden, niemand muss die Verantwortung tragen.

Früher: Wer entschied, stand im Feuer – aber auch im Rampenlicht. Fehler wurden bestraft, Erfolge gefeiert.
Heute: Wer entscheidet, riskiert den Shitstorm. Lieber im Kollektiv untergehen, als allein dastehen.

Früher: Klare Ansagen. Schwarz oder weiß.
Heute: Endlose Grautöne. Hauptsache, niemand fühlt sich ausgeschlossen.

Wer sich nach Klarheit sehnt, ist längst zur Minderheit geworden.

Haltung: Warum Klarheit radikal und notwendig ist

Es braucht keine neue Runde Feelgood-Workshops. Es braucht Mut. Klarheit ist unbequem, aber der einzige Weg aus der Stagnation. Entscheidungen sind nicht per se feindlich gegenüber Vielfalt – sondern die Voraussetzung für echte Entwicklung.

Wer Klartext spricht, polarisiert. Wer Verantwortung übernimmt, wird angegriffen. Aber: Ohne diese Reibung entsteht nichts. Unternehmen, die wieder lernen, klar zu entscheiden, gewinnen Zeit, Talent und Vertrauen zurück. Denn die besten Leute bleiben nur dort, wo Richtung und Haltung spürbar sind.

„Die Angst vor klaren Entscheidungen ist die Angst, sich angreifbar zu machen. Aber genau das ist Führung.“

Gegendarstellung: Die Angst vor Eindeutigkeit

Natürlich, nicht jede Entscheidung muss autokratisch gefällt werden. Partizipation ist kein Fehler, sondern Errungenschaft. Aber: Wer es übertreibt, landet im Nirgendwo. Das Problem ist nicht die Vielfalt der Perspektiven. Das Problem ist die Angst, am Ende eine klare Linie zu ziehen.

Wann Mitbestimmung kippt

Mitbestimmung wird toxisch, wenn eszur Ausrede wird, keine Verantwortung mehr zu übernehmen. Wenn die Frage „Wer entscheidet das jetzt?“ in peinlichem Schweigen untergeht. Wenn Prozesse wichtiger werden als Ergebnisse.

Wer keine Eindeutigkeit wagt, verliert am Ende alles: Dynamik, Relevanz, Identität.

Alternativen: Wie Entscheidungsstärke wieder sexy wird

Es gibt einen Ausweg – aber er braucht Haltung und Rückgrat. Entscheidungsstärke ist keine Frage des Alters, sondern des Muts. Organisationen müssen lernen, wieder zu priorisieren, zuzuspitzen, Verantwortung zu benennen.

  1. Fokus auf Outcomes: Nicht der Prozess, sondern das Ergebnis zählt.
  2. Klare Verantwortlichkeiten: Wer entscheidet, steht mit seinem Namen dafür.
  3. Schnelles Scheitern zulassen: Lieber eine klare Fehlentscheidung als ein endloser Nicht-Entscheid.
  4. Feedback als Chance: Wer entscheidet, lernt – und entwickelt sich.
  5. Mut zur Lücke: Nicht jedes Detail muss im Konsens aufgelöst werden.

Klingt anstrengend? Ist es auch. Aber es lohnt sich. Denn nur so entsteht Bewegung.

Haltung-Check: Triffst du klare Entscheidungen?

Beantworte die folgenden Fragen ehrlich für dich – und erkenne, wie klar deine Entscheidungsfähigkeit wirklich ist.

  • Hast du in den letzten drei Monaten eine Entscheidung bewusst nicht im Team getroffen?
  •  Bist du bereit, Verantwortung zu übernehmen – auch wenn Gegenwind kommt?
  • Gibt es Projekte, die durch deine Entscheidung schneller geworden sind?
  • Erträgst du es, nicht alle mit ins Boot zu holen?
  • Kannst du Fehler zugeben – und trotzdem weiter entscheiden?
  • Sagst du öfter „Wir müssen noch mal alle abholen“ – oder „Wir gehen jetzt diesen Weg“?
  • Wirst du für Klarheit kritisiert? Oder für Unentschlossenheit?

Wer hier ehrlich antwortet, weiß, wo er steht.

Ausblick: Die Zukunft gehört den Mutigen

Die Zeit der Kuschelprozesse ist vorbei – oder sollte es sein. Wer jetzt nicht umdenkt, verliert die Besten, die Schnellsten, die Kreativsten. Die Zukunft gehört nicht den Lautesten, sondern den Klaren. Nicht denen, die immer nur abwägen, sondern denen, die sich zeigen und entscheiden.

Es wird unbequem. Es wird lauter. Aber es wird besser.


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Jens Röge

Jens Röge

Texter, Klartext-Lieferant & Gründer von Plain Rebels.
Seit über 10 Jahren im Spiel – spezialisiert auf B2B, Markenkommunikation, Social Media und den ganzen Tech-Kram, den andere nicht verständlich kriegen.

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